Backpacker Hostel & Café Weltempfänger Köln

Sitzgruppe aus altem Mobiliar im Cafe Weltempfänger in Köln Reise

Backpacker Hostel & Café Weltempfänger Köln

// von Melanie Schulz | 17/06/2010

Backpackerfrühstück mit Biowurst und Bioeiern in Ehrenfelder Laden.

Pfeifend, in der Hand die Kaffeetasse, unterm Arm einen durchsichtigen Plastikbeutel mit Schmutzwäsche, schlendert einer der letzten Gäste ins Ehrenfelder Straßentreiben. Die Kaffeekanne ist schon leer und die meisten Reisenden haben für heute schon ausgecheckt. Wer das Backpackerfrühstück nach 11:00 Uhr noch genießen möchte, bekommt von der freundlichen Bedienung frisch aufgebrühten Kaffee und einen Korb mit Brot und Brötchen an den Tisch gebracht. Von dem ehemals portugiesischen Restaurant ist noch die blau weiß karierte Tischdecke mit dem „Barcelos“-Hahn verblieben, auf der ein ansprechendes Frühstücksbuffet zum Verweilen einlädt. Es gibt von allem nicht zu viel, aber ausreichend: Orangensaft, allerlei Cerealien, Obst, Gemüse und Käse, dazu Biowurst und Bioeier für gerade einmal 5 EUR.

Die Inneneinrichtung im Café (seit Januar 2024 gibt es leider nur noch das Hostel, das Café Weltempfänger ist zur Asimmetric Bar geworden) ist bunt zusammengewürfelt, ohne dass der Raum überladen wirkt. Hier war jemand mit Sammlerleidenschaft und Liebe zum Detail am Werk. Altes wird mit Älterem kombiniert, daneben gibt es moderne Elemente und Eigenkonstruktionen. Schultafelgroße, farbenfrohe Landkarten aller Kontinente an den hellgrünen Wänden sorgen für Backpackerflair und lassen an vergangene oder zukünftige Reisen denken. Sitzen kann man in roten, barocken Samtsesseln mit geschwungenen Armlehnen und in dunkles Holz eingearbeitetem Schwanenmotiv, Biedermeierstühlen mit hellem Streifenmuster oder auf orangefarbenen Kordpolstern im Stil der 70er, die sich auf langen braunen Holzbänken Marke Eigenbau verteilen. Zwei Kronleuchter mit durchsichtigen Glasperlen, grau marmorierte Nierentische, eine Kuchentheke mit frischer Erdbeertorte und Käsekuchen sowie ein alter goldener Teewagen ziehen hin und wieder den Blick auf sich, ohne dabei aufdringlich zu werden. Durch die große, zum Teil geöffnete, vielfenstrige Glasfront dringen frische Luft, Sonnenstrahlen und Stadtgeräusche ins Café und vermischen sich mit den Stimmen der zwei Frauen am Nachbartisch, den zur Zeit einzigen Gästen.

Das Backpacker Hostel Weltempfänger mit dem Café Cologne in der Venloer Straße befindet sich mitten im beliebten Wohnviertel Ehrenfeld. Damit liegt es etwas abseits von Hauptbahnhof, Domplatte, Heumarkt, traditionellen Kölsch-Kneipen und Altstadt mit Andenkenläden. Aber, „wenn man hier wohnt, braucht man ja auch gar nicht in die Stadt“. Ehrenfeld sei sogar ein bisschen wie eine Stadt in der Stadt. „Hier gibt es alles, viele Diskotheken, Bars und Kneipen und das Ganze multikulti und alternativ“, wie Mike, der sich kurz an meinen Tisch setzt, erzählt. Er habe selbst jahrelang in Ehrenfeld gewohnt und kenne sich hier sehr gut aus. 

Das eigentliche Hostel mit gemütlicher Selbstversorgerküche ist in den oberen Etagen über dem Café untergebracht. Dort kann man ab 18 EUR im 6-Bett Zimmer übernachten. Das Gepäck kann zur Aufbewahrung wiederum unten im hauseigenen Café abgegeben werden. Hier baumelt es dann, den Blicken der Gäste zur Schau gestellt, an einer originellen Seilkonstruktion mit Kletterhaken mitten im zweigeteilten Raum.

Mike ist wieder gegangen und die beiden Frauen gehen nun auch. „Das Café Cologne versteht sich als Ehrenfelder Laden“, wie Elisa hinter dem lang gezogenen Tresen erzählt. Elisa erinnert mit ihren großen Augen und ihrer jungenhaften Frisur ein bisschen an Jean Seaberg. Sie trägt ein schlichtes blau-weißes Ringel-Shirt, dunkle Jeans und Turnschuhe und sorgt durch ihre nicht abbrechenden Bewegungen für eine entspannte Atmosphäre. Das Frühstücksbuffet wird abgeräumt und übrig Gebliebenes wieder zurück in die Aufbewahrungsgefäße gegossen. Eine junge Frau mit dunklen Locken und Blümchenrock über der Jeans kommt mit Kirschen und Baisserstückchen in Plastiktüten herein, wechselt ein paar Worte mit Elisa und verschwindet dann im Treppenaufgang. Später schaut der Italiener von nebenan herein und bringt ein Stück Pizza vorbei, eine unentwegt mit ihrem Handy beschäftigte Frau, die draußen sitzen möchte, bestellt Wostock, die neue Berliner Trend-Brause. Die Kuchentheke wird mit leckeren Quiches aufgefüllt und ein junger Mann lässt sich am Tresen das Passwort fürs WLAN geben, um dann hinter seinem MacBook ins World Wide Web einzutauchen. Bald kommt seine Freundin, die ebenfalls eine Tasse Kaffee bestellt.

Ein Geräuschpotpourri aus zischender Espressomaschine und Milchaufschäumer, klirrenden Gläsern, die zurück ins Regal gestellt werden, lärmendem Motorengeräusch von draußen, der leise Besen eines Jazzschlagzeuges und die langsame Trompete aus den Lautsprechern unter der Decke, man könnte weiter und weiter so  sitzen…

Weitere Köln-Bilder gibt es hier:

Die Sonne im Logo von Photography Dreams
Melanie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.