Nebelmeer
// von Melanie Schulz | 22.06.2024
Weißer Sand, Nebel und ein fast lautloses Meer: 4 Tage Norderney.
Unser schönes Pensionshaus auf Juist ist ausgebucht 🙁 und Booking.com zeigt nur noch Nordsee-Unterkünfte zu völlig enthemmten Preisen an. Was für ein Glück, schließlich finden wir bei Frickenhelm die kleine aber feine Ferienwohnung Storchennest auf Norderney, die noch frei und schnell gebucht ist. Noch haben wir die Rechnung mit dem Auto gemacht, dessen Lenkung scheint jedoch plötzlich wie ausgeschlagen zu sein. Also schnell noch eine Übernachtung im Oberledinger Hof in Leer organisiert und dann gaaaaaaaanz ökologisch und seeeeeehr teuer mit der Bahn angereist. Also fast mit der Bahn, erst bis Leer und am nächsten Morgen weiter bis Norddeich Mole und dann auf die Fähre.
Lässige Anreise
Ich finde es durchaus gemütlich mit der Bahn zu verreisen, die Entspannung setzt schon früh auf der Zugfahrt ein. Während wir sonst die erste Unterkunft zumeist vom Auto aus buchen, ist dieses Mal schon alles organisiert, was irgendwie sehr lässig ist.
Einen Sekt vorneweg
Auf der Fähre ist die Stimmung erwartungsvoll (so als wüssten alle schon ganz genau was bald kommen wird), es weht viel blondes Haar um mich herum und ich erinnere vor allem die Kleiderfarben Weiß und Rosa, dazu hellblaue Jeans und den ersten Sekt – eine glitzernde Traumwelt scheint auf uns zu warten. Auch nach dem Anlegen kennt man sich aus, nur wir scheinen fremd zu sein und müssen unseren Pensionswirt vorübergehend vertrösten, weil wir unsere Unterkunft nicht auf Anhieb finden.
Eine weiße Stadt
Was wir dann aber vorfinden, gefällt uns. Wir klettern durch eine Außentreppe in unsere einfache, aber gemütliche Unterkunft, im Hof haben sich schon die ersten Grüppchen gebildet. Das Wetter ist zwar eher trüb als blau, dafür gibt es viel Weiß im Stadtkern: weiße Bäderarchitektur, weiße Villen gepaart mit modernen weißen Wohn- und Logierhäusern, die den roten Klinker in den Hintergrund treten lassen. Anders als auf Juist wurde die Stadt Norderney auch nicht in die Inselmitte sondern auf das westliche Inselende gebaut, schon auf der Karte haben wir gesehen, dass der Inselwestkopf entsprechend durch einen Deich und unzählige Buhnen geschützt ist.
Als erstes zum Weststrand
Dennoch können wir Portugalliebenden nicht anders und steuern als erstes den Weststrand an. Hier trifft moderne Architektur auf gezähmtes Meer, aber die Stimmung ist locker und nimmt uns sofort ein. Wir nehmen ein erfrischendes Getränk in der Weststrandbar und wandern dann Richtung Nordstrand bis uns ein kleiner Schauer auf Höhe der Weißen Düne erwischt, was wir als sehr glücklichen Zufall werten, denn hierinnen ist es gemütlich und lecker.
Chillen in der Weststrandbar
Abends dann wieder zum Sundowner an die Mauer der Weststrandbar, ja der Himmel färbt sich tatsächlich zartrosa ein. Von unserer Unterkunft bekomme ich später nicht allzu viel mit, da mich die frische Meeresluft schnell in einen tiefen und erholsamen Schlaf sinken lässt.
Ein Fasan wartet auf den Bus
Am nächsten Morgen ist die Insel Norderney in Nebel eingehüllt. Wir warten dennoch gemeinsam mit einem Fasan auf den Bus und fahren schließlich durch ein wunderschönes Teletubbyland bis zur Oase in der Inselmitte. Hier starten wir den stimmungsvollen Weg durch die Nebeldünen bis zum Wrack an der wilden Ostspitze der Insel. Unseren Weg begleiten indianisch anmutende Wegweiser, im dichten Nebel macht vor allem das grüne Gras die weißen Dünenberge links und rechts von uns sichtbar. Die neun Kilometer bis zum Wrack stellen sich für mich und meine in Barfußschuhen steckenden Füße als herausfordernd heraus, weil der extrem feine und feuchte Sand einen knallharten Boden bildet. Endlich erreichen wir das Wrack des Muschelbaggers Capella. Dieser sollte in den 60er Jahren einen festgefahrenen Heringslogger befreien und sitzt seitdem selbst hier fest. Wir nehmen wie alle eine Brotzeit am Wrack und wollen dann am weißen Strand zurücklaufen.
Im Nebel wandern
Seltsam und kompliziert aber ist es, im Nebel zu wandern. Auch schön und geheimnisvoll, zuweilen beängstigend, weil wir immer wieder einfach Nichts sehen und Nichts hören, denn auch das Meer hat sein immerwährendes Spülen eingestellt und verhält sich vollkommen lautlos. Phasenweise hüllt uns der Nebel so sehr ein und spuckt uns dann völlig orientierungslos wieder aus. Wir fürchten uns davor, irgendwann im Wasser zu stehen, weil wir einen Priel übersehen haben oder im Kreis zu laufen und uns in dieser melancholischen Landschaft aus Wassertröpfchen und Sand gänzlich zu verlieren. So entschließen wir uns, durch den tiefen Sand entlang der Dünenkette zu laufen, bis es wieder etwas aufklart. Nach dieser wundervollen Strandwanderung suchen wir auch an diesem Abend Erfrischung in der bei uns hoch im Kurs stehenden Weststrandbar.
Wellhornschnecken und Muscheln sammeln
An Tag 3 noch einmal zur Oase mit ihrer wunderschönen Dünenlandschaft und dem endlos scheinenden Sandstrand. Das Meer rauscht, die Möwen kreischen, Wellhornschnecken und Muscheln sammelnd laufen wir den Strand zurück und probieren ein letztes Mal die W….
Der Abschied fällt schwer
Sonntag früh legen wir auch schon wieder ab, begleitet von alten Seemannsliedern, ganz nach dem Motto: „, Leinen los, der Abschied fällt schwer“. Das finden auch wir und vermutlich auch alle unsere Mitreisenden.