Eine Schlucht mit moosgrünen Steinen
// von Melanie Schulz | 03.05.2024
Von der Mündung des Monbachs in die Nagold bei Bad Liebenzell geht es immer bergauf durch die wilde Monbachschlucht. Moose, Farne und Flechten begleiten uns. Wir erleben Grün in allen Facetten bis wir im Endlich oben! ankommen, einem kleinen Biergarten mit Fenstertheke.
Nur unweit von Bad Liebenzell haben wir in einem kleinen Hotel an einem Fluss in einem grünen Tal übernachtet. Von der schönen Lage einmal abgesehen war dieses von eher sachlich, nüchternem Gepräge, aber das Frühstück war vortrefflich. Vom selbstgemachten Birchermüsli bis hin zu Flocken, Flakes, Gepufftem, Nüssen, Saaten, Nussmus und Früchten für den eigenen Müsli-Mix fehlte es an nichts. Daneben gab es reichlich Wurst und Käse, Spiegeleier und Speck, frisches Gemüse und so viele Aufmerksamkeiten, dass man sich selbst ein Katerfrühstück aus Silberzwiebeln, Gürkchen und Rollmops hätte zusammenstellen können.
Der Weg
Wir genießen ein letztes Mal den Blick von unserem Balkon und reisen dann ab nach Bad Liebenzell. Hier, im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord startet unsere Wanderung erst entlang der Nagold, später dann durch das verwunschene, urwüchsige Monbachtal bis hinauf auf die Hochfläche bei Monakam.
Zig Variationen der Farbe Grün
Die überwiegend mit Buchen und Tannen bewaldete Monbachschlucht ist etwa 350.000 Jahre alt. Im unteren Bereich hat sich der Bach in die weichen, plattenartigen Schichten des Mittleren Buntsandstein eingegraben. Je weiter wir den Monbach hinaufwandern, desto mehr werden diese von harten und widerstandsfähigen Sandsteinfelsen aus dem Oberen Buntsandstein abgelöst. Das Wasser muss tausende von Jahren geflossen sein, um die uralten Felsen abzuschleifen. Der Weg führt an zerklüfteten Felswänden vorbei, die bemoosten Steine sammeln sich im Talgrund und bilden hier eine Art Felsenmeer. Dort, wo sich weiche und harte Felsformationen abwechseln, sind Wasserkaskaden entstanden. Die Atmosphäre unter dem üppigen Nadel- und Blätterdach ist mystisch grün. Der Bachlauf muss mehrmals auf moosgrünen Steinen und Baumstämmen oder einfachen Holzstegen überquert werden. Hin und wieder schickt die Sonne ihre zimtgrünen Strahlen durch das Kronendach, dazu murmelt leise das Wasser des Monbachs. Als wir aus dem Tal hinaustreten blendet uns die Sonne. Auf der idyllischen Hochebene empfängt uns der kleine Biergarten Endlich oben! mit kalten Getränken und einer kleinen Vesper. Auf dem Rückweg durch das Dorf sehen wir auf einer Hauswand den Kuss von Gustav Klimt. Das Gold schimmernde ikonische Bild der Liebe passt wunderbar zu der moosgrünen Schlucht.
Ein landschaftliches Kleinod, aber KEIN GEHEIMTIPP
Die etwa sieben Kilometer lange Schlucht ist als Natur- und Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Und diesem Schutzstatus macht der imposante Bachlauf alle Ehre. Er gilt als touristisches Highlight im Nordschwarzwald und ist über diesen hinaus bekannt. Entsprechend ist die naturbelassene, wilde Schlucht auch sehr stark frequentiert. Wer die Möglichkeit hat, die Wanderung auf einen Wochentag zu legen, ist klar im Vorteil. Doch auch an einem Sonntag nehmen wir wunderschöne Bilder des Schwarzwaldes mit nach Hause.