
Mondstaub
// von Melanie Schulz | 24.03.2024
Ich fühle mich zwar wie auf einem fernen Planeten, tatsächlich aber weht nur ein gewaltiger Wind über den endlosen Strand und die magische Dünenwelt von Juist. Unwillkürlich muss ich an einen Film von Wim Wenders denken und dieser beginnt so…
…tosender Wind, untermalt von bedrohlich-kalter Zukunfsmusik. Vermummte Menschen in Schutzanzügen und Atemmasken, bewaffnet mit einem Sauerstoffspray, Handkameras und gigantischen Sonnenschutzbrillen irren durch eine verwüstete Mondlandschaft auf der Suche nach dem Meer:
Sieh mal wie viele Spuren hier zusammenkommen, sie führen alle zum Meer, wir folgen alle demselben Ruf.”
“Nichts mehr zu machen, das Schmelzen hat eingesetzt.”
“Nein, sie wird überleben, ich weiß es. Sie ist Deine Tochter, das kannst Du doch nicht tun.
Ein unterdrückter Schrei.
Das Meer kann nicht mehr weit sein, wir haben keine Zeit zu verlieren.“
“Wir werden alle zerschmelzen.“
“Vielleicht auch nicht, vielleicht werden wir alle unverwundbar wie Marc.“
“Julia, zum letzten Mal, Du sollst Nichts anfassen.“
“Das Meer! Jetzt haben wir ein zu Hause gefunden.“
“Wie war’s diesmal Joe? Haben wir das Glitzern in den Augen?“
“Ok, nächste Klappe!
Ausgerechnet als die Gruppe das Meer erreicht, gehen Geld und Filmrollen für den Film im Film aus. Eigentlich handelt der Film nämlich von den wirtschaftlichen Zwängen des Filmemachens und von einem Filmteam, dass eine unfreiwillige Drehpause in dem verlassenen, baufälligen Hotel einlegen muss, indem es untergekommen ist. Schnell kommen in dem von Zeit und Meer angefressenen Nachkriegsbau Langeweile, Einsamkeit und Isolation auf, die arbeitslose Crew scheint sich mehr und mehr aufzulösen. Der Regisseur Friedrich Munro macht sich schließlich auf den Weg nach Hollywood, um den Produzenten zur Rede zu stellen…
Traumstrand Juist
Obwohl sich das Hotel am Ende des in steile Felsen gefassten Praia Grande an der Westküste Portugals befindet, wundert es mich nicht, dass ich mich ausgerechnet auf Juist an diese Kulisse am westlichsten Ende Europas erinnert fühle. Die Insel Juist hat nämlich einen der schönsten Strände, die ich kenne, und da ich von Portugal mit wunderschönen Traumstränden verwöhnt bin, ist dies eine sehr hohe Auszeichnung. Wo dort das Licht und die gewaltigen Atlantikwellen beeindrucken, ist es auf Juist der endlos breite Strand aus zuckerweißem Sand. Auf jeden Fall fasziniert mich hier wie dort und jedes Mal aufs Neue die elementare Landschaft, in der Sand, Wasser, Salz und Wind die Protagonisten sind.
Traumstrand Praia Grande
Nun verrate ich aber auch, um welchen Film es sich handelt: Im Jahr 1981 hat Wim Wenders hier, in einem Hotel am Praia Grande, das heute noch steht, den Schwarzweißfilm Der Stand der Dinge gedreht. Mehr hierzu auf auf den Seiten der Wim Wenders Stiftung.
Filmland Portugal
Erstmals gesehen habe ich den Film übrigens im Rahmen der Reihe „Filmland Portugal“ im Oktober 1997 im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit der 49. Frankfurter Buchmesse, bei der Portugal den thematischen Schwerpunkt bildete. Ebenfalls im Filmmuseum zu sehen, waren Fotografien von Wim Wenders, die die Dreharbeiten zu Lisbon Story zeigten – im Übrigen einer der schönsten Filme überhaupt mit der wundervoller Musik von Madredeus -, sowie die unvergessene Ausstellung mit Lochkamerafotografien von Jochen Dietrich. Jochen Dietrich hatte mit einer sechsseitigen Lochkamera, auf jeder Seite gab es ein Loch, das Fotopapier hatte er über zwei Spulen im Inneren der Kamera aufgezogen, alte Cine Teatros in Portugal fotografiert. Und dabei sind wahre Traumbilder entstanden.
Nun aber zu den Überlebenden auf Juist:
















































































Mehr Juist-Bilder gibt es in dem Beitrag: Wildes Wäldchen