
Nachbarschaft
// von Melanie Schulz | 22.12.2021
Ich erinnere mich noch gut an die vielen glitzernden Tannen in den Vorgärten. Doch wo einst grüne Weihnachtsbäume im hellen Kerzenschein erstrahlten, umwinden heute mattgolde Lichterschweife Bäume aller Art.
Die Stirn gegen die kalte, angelaufene Scheibe gepresst, den Blick in die sternenklare Nacht gerichtet: feiner Schneestaub auf den Hügeln. Nach wenigen Kilometern tauchen Lichter auf. Straßenlaternen und müde Fenster leuchten. Kurz später erstrahlt die erste Tanne im weißen Lichterglanz. Schließlich, etwas zurückversetzt, ein weiterer bunter Baum. Als Kind gefiel mir der farbige Lichterschmuck. Da es ihn nur sehr selten gab, schien er etwas ganz Besonderes zu sein. Es folgten noch einige weitere prächtige Tannen bis am Ortsausgang mein Lieblingsbäumchen wartete: es war bauschig und Rauhreif schimmerte auf den dichten Nadeln. Eine Fülle von Kerzen glitzerte darauf. Ich war jeden Morgen aufs Neue überwältigt. Eine traumhafte, schlafwandlerische Fahrt mit dem Bus zur Schule…
Auf der Suche nach dem Zauber von damals durchstreifte ich mit meiner Kamera die Nachbarschaft. Doch anstatt der geheimnivollen Winterwelt aus Kindertagen bot sich mir eine vorweihnachtliche Alltäglichkeit, derer ich mir erst beim Anschauen der Bilder so richtig bewusst wurde. Irgendwie konnte ich der Schrullenhaftigkeit darauf aber dann doch noch etwas abgewinnen…























